Krise der Kirchen
Vortragsserie
Hatte Jesus das alles ganz anders gemeint?
Die Zahl der Kirchenmitglieder geht deutlich zurück, weltweit werden Skandale aufgedeckt. Was ist von Anfang an schief gelaufen und welche fatale Rolle dabei hatte ausgerechnet Trier? Wie kam es zu der Textsammlung, die wir "Bibel" nennen und die dann Grundlage nicht nur für Katholiken, sondern auch bis heute für orthodoxe, Protestanten und die Freikirchen wurde? Doch die Festlegung dieser Sammlung und die Übersetzung geschahen durch Macht und Intrigen. Was wurde alles aus der Bibel entfernt, was waren die ersten Schriften, was waren die ursprünglichen Glaubensvorstellungen, ja was hat Jesus wirklich gesagt?
Die christlichen Kirchen sehen sich als die Vertreter des wahren Glaubens, sie glauben sich als von Jesus selbst eingesetzt. Diese Ansichten gehen jedoch einzig auf die missverstandenen oder manipulierten Texte zurück. Erst durch die Rückübersetzungen in Jesu Sprache, die Reimform des Aramäischen, stellt sich der Inhalt der Botschaft Jesu in einem ganz anderen Licht dar. Gleiches gilt für das Verbot der Reinkarnationslehren des Origenes, die in Trier ihre Rolle spielten, für die Unterschlagung des Thomasevangeliums und für die christlich-philosophische Bewegung der Gnostiker, deren Schriften in Nag-Hammadi wieder entdeckt wurden.
In der Vortragsreihe mit Diskussion und Kurzseminar tragen Experten die wichtigsten Fakten und Erfahrungswerte zusammen, die in der Öffentlichkeit fast unbekannt sind.
Da inzwischen sehr viele Menschen mit Enttäuschung oder Wut der Kirche(n) den Rücken kehren und selbst viele Geistliche schon an der Kirche leiden, hat sich das Forum Spirituale entschlossen, gerade in Trier zu zeigen, dass es um eine unabhängige und eigenverantwortliche Glaubensvorstellung ging und immer noch geht.
Jesus sprach in poetischen Worten
Wiederherstellung von Evangelientexten durch Jesu Muttersprache
Jörn Schwarz, Verleger und Referent an Fachschulen
Jesus aus Nazareth war der geschichtswirksamste Mensch aller Zeiten. Überliefert sind seine Worte und Taten in Griechisch – der damaligen Welt- und Handelssprache. Ursprünglich wurden sie aber in Jesu Muttersprache formuliert – dem Aramäischen.
Der Theologe und Aramaist Dr. Günther Schwarz hat seit den 1960-er Jahren Jesus-Worte in das Aramäische rückübersetzt und bis 2009 mehr als 100 Artikel in theologischen Zeitschriften und 12 Bücher zum Thema verfasst. Diese Rückübersetzungen konnten gelingen, weil sich im Laufe der Jahrzehnte herausstellte, dass Jesus alle seine Worte gemäß alttestamentlicher Poesie formuliert und diese sogar weiterentwickelt hat.
Ein zusätzliches Ergebnis ist, dass sich Unverständliches, Fragwürdiges und Widersprüchliches der Jesus-Worte in der Rückübersetzung auflöst und sich seine Botschaft sowie seine Sendung insgesamt in einem anderen Licht darstellt.
Sein Sohn Jörn Schwarz hat im Vortrag die sprachwissenschaftlichen Grundlagen der „korrigierenden Rückübersetzung” grafisch und textlich dargestellt und die Neuübersetzungen wichtiger Jesus-Worte erläutert.
Das Lebenswerk des evangelischen Theologen und Aramäischforschers Dr. phil. Günther Schwarz
Das erste Inquisitionsopfer der Geschichte
Der Tod Priscillians in Trier 385 und die Folgen
Dr. Richard Hüttel, Kunsthistoriker
Der Spanier Priscillian ist das erste Opfer der Inquisition gewesen: Die
Folterung des Bischofs von Avila, die Verhängung der Todesstrafe und die
Hinrichtung Anfang 385 in Trier wurde immer schon als der Anfang einer
Entwicklung gesehen, die in direkter Linie zu Hexenwahn, Ketzerjagd und Inquisition führte. Der Prozeß und die Hinrichtung in Trier war zugleich der unheilvolle Beginn einer militanten Verdächtigungspolitik und intoleranter Ideenkriege.
Im Mittelpunkt des Vortrages von Dr. Richard Hüttel sollen die Vorwürfe gegen Priscillian vor allem im Blick auf die Zukunft der "Ketzerei" stehen.
Über die "Seelenwanderung", das Thomasevangelium und die Gnosis
1) Seelenwanderung als Seelenwachstum
Wie man Origenes heute weiter denken und leben kann
2) Die Verdrängung des Thomasevangeliums
Die verborgene Botschaft Jesu
3) Wiedergefundene Erkenntnis (Gnosis)
Die Nag-Hammadi-Schriften und ihre Bedeutung für christliche Spiritualität
Prof. Dr. Enno Edzard Popkes, Professur für Geschichte und Archäologie des frühen Christentums und seiner Umwelt
Im frühen Christentum gab es viele verschiedene Deutungen der Botschaft Jesu. Im Zuge der Ausbildung kirchlicher Bekenntnisse und Dogmen und der damit einhergehenden Formierung des biblischen Kanons wurden viele jener Stimmen verdrängt und verboten.
Seit geraumer Zeit wird aus verschiedenen Perspektiven gefordert, dass jene verdrängten Stimmen wieder neu belebt und gewürdigt werden sollen. Welche Bedeutung diese Wiederbelebungen für moderne Formen von Religiosität und Spiritualität haben können, wird im Rahmen der Veranstaltung an verschiedenen Themen erläutert.
So wird z.B. dargelegt, in welcher Weise die Theologie des Origenes neu gedacht und gelebt werden kann, insbesondere in Bezug auf das Verständnis von Seelenwanderung als Seelenwachstum.
Gleiches gilt für viele Texte der sogenannten ,Nag-Hammadi-Schriften´, die erst im Jahr 1945 wieder entdeckt worden sind.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Thomasevangelium, das von vielen Religionshistorikern bereits als das ,fünfte Evangelium´ bezeichnet wird und das ein Bild von Jesus überliefert, welches den biblischen Schriften grundlegend widerspricht.
Jedes einzelnes Themenfeld mündet in Diskussionen hinein, in denen die konkreten Möglichkeiten neuer Lebensformen von Religiosität erörtert werden.